Ob intelligente Mooswände, Stadtführungen von Obdachlosen oder Spenden-Apps gegen den Hunger – der Trend hin zu mehr Sozialunternehmertum ist seit einigen Jahren auch in Deutschland angekommen. Nicola Wiggers liefert euch einen Einblick in die deutsche Social Startup Szene.
Konventionelle Unternehmen und Startups sind meistens darauf aus, Ideen auf den Markt zu bringen, die möglichst viel Gewinn erzielen sollen. Es gibt jedoch immer mehr UnternehmerInnen, die einen anderen Weg beschreiten: Das oberste Ziel von Social Entrepreneurs (deutsch: SozialunternehmerInnen) ist es, mit Hilfe von (sozialen und ökologischen) Innovationen Probleme zu lösen, die uns alle etwas angehen.
Die Herausforderungen, die von Social Startups in Angriff genommen werden, sind unterschiedlicher Art. So gibt es hierzulande Startups, die sich für die Umwelt einsetzen. Um etwas gegen den Klimawandel und die verdreckte Luft in vielen Großstädten zu tun, hat das Team hinter Green City Solutions beispielsweise intelligente Mooswände entwickelt. Mit Internet-of-Things (IOT)-Technologie ausgestattet sollen diese die Luft genauso gut filtern können wie 275 Bäume.
Andere Social Startups fokussieren sich auf die Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit: Mit der App ShareTheMeal können NutzerInnen beispielsweise mit einem Klick Kindern in ärmeren Regionen der Welt genug Essen für einen Tag ermöglichen.
Viele Sozialunternehmen sind aber auch lokal aktiv und verfolgen beispielsweise das Ziel, am Arbeitsmarkt benachteiligten Bevölkerungsgruppen Perspektiven zu schaffen und sie so in die Gesellschaft zu integrieren. Das Berliner Sozialunternehmen querstadtein bietet dazu Stadtführungen von Obdachlosen und Geflüchteten an, die einen seltenen Blick hinter die Kulissen der Hauptstadt erlauben.
Generell hat das Thema Social Entrepreneurship in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. So hat sich über die Zeit ein Netzwerk an Akteuren herausgebildet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, SozialunternehmerInnen bei ihren Projekten unter die Arme zu greifen. Accelerators und Inkubatoren wie die Social Impact Labs, die es mittlerweile schon in acht deutschen Großstädten gibt, helfen den GründerInnen unter anderem mit Beratungsangeboten, Coworking-Spaces und Networking-Events.
Dies ist wichtig, da soziale Startups oft vor besonderen Herausforderungen stehen. Im Vergleich zu profitorientierten Unternehmen ist es für diese beispielsweise oft schwieriger, finanzielle Unterstützung in Form von Krediten zu erhalten. Neben Spenden nutzen viele SozialunternehmerInnen daher Crowdfunding-Kampagnen, um ihre Projekt ins Rollen zu bringen und gleichzeitig Aufmerksamkeit für ihre Idee zu erregen. Startup-Wettbewerbe können für die Finanzierung ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Schon von Anfang an sollten sich GründerInnen über die langfristige Finanzierung Gedanken machen. Zur Nachhaltigkeit gehört zu guter Letzt eben auch die ökonomische Komponente.