Sie entwickeln neue Geschäftsmodelle, programmieren Apps und helfen Unternehmen, besser zu werden: Studentische Unternehmensberater werden immer beliebter, und pendeln zwischen Studienalltag und Businesswelt. Der Bundesverband der studentischen Unternehmensberater schwärmt von den Möglichkeiten, die Studierende in der Beraterwelt bekommen. Gleichzeitig sparen die Unternehmen eine Menge Geld, weil sie keine teuren Beratungsunternehmen anstellen müssen. Eine Win-Win-Situation? Was verlangt der Job den Studierenden ab?
Paul ist 23 Jahre und studiert BWL an der Technischen Uni in München. Ohnehin schon ein Sprungbrett für die Karriere. Mit Academy Consult will er noch eins draufpacken: Er arbeitet nebenbei für Academy Consult, eine studentische Unternehmensberatung in München. Die Kunden: junge Startups, Mittelstandsunternehmen bis hin zu großen Konzernen wie Allianz, Siemens oder der Baukonzern Bilfinger. Rund 100 Studierende fungieren als Berater und erhoffen sich Erfahrung und wertvolle Kontakte. Paul und drei Kollegen arbeitet derzeit an einer App für den Kunststoffhersteller Murtfeldt mit Sitz in Dortmund. Sie sollen einen digitalen Kunststoffratgeber entwickeln und präsentieren. Darum: Intensive Vorbereitung, der Kunde will Vorschläge auf höchstem Niveau und on time.
Leben zwischen Jetset und Hörsaal
Netter Nebenverdienst, dafür kaum Zeit für die Uni
Der Bundesverband existiert bereits seit 50 Jahren und ist seitdem immer größer geworden. Mittlerweile beraten bundesweit mehr als 2000 Studierende, in 32 Städten. Das Prinzip ist überall das gleiche: wer beraten will, muss sich bei einer der Ortsgruppen mit Lebenslauf bewerben. Pro Semester werden 10 bis 20 Plätze frei, bisweilen kommen mehr als 100 Bewerber auf diese Plätze. Belastbar sollte man sein, sagt Jeanette Reichelt, die Beratung ist kein Zuckerschlecken. Das Engagement ist lukrativ: die Studierendne verdienen zwischen 200 und 500 Euro pro Arbeitstag, je nach Unternehmen und Tätigkeit. Dafür ist der Nebenjob intensiv: Paul schafft es seitdem kaum noch, in Vorlesungen an der Uni zu gehen. Er konzentriert sich zusehends nur auf die Prüfungen und nutzt seine freie Zeit für Sport treiben und Gitarre spielen.
Sprungbrett Richtung Selbstständigkeit?
Manche der Studentenberater landen später einmal tatsächlich bei Firmen wie McKinsey oder Boston Consulting Group. Andere wiederum nutzen die Kontakte und Erfahrungen, um selbst ein Startup zu gründen, bisweilen sogar mit anderen Beratern zusammen. Daraus sind auch bei Academy Consult in München schon Firmen gewachsen, die sich auf dem Markt etablieren konnten, wie etwa der Lieferdienst Foodora oder das Datenauswertungsunternehmen Celonis, das nach Branchenschätzungen schon über eine Milliarde Euro wert sein soll.
Für Paul ist das noch Zukunftsmusik. Er will erst seit Studium im kommenden Jahr beenden. Was er dann macht, weiß er noch nicht. Ein Startup zu gründen, darauf hätte er aber am meisten Lust.
zuerst erschienen auf Alpha ARD Bildungskanal