Eine der unterschätzten Fähigkeiten eines Beraters: Strukturierung

Nach Praktika bei Roland Berger und BCG hat Jonas Stegh den Consulting Club und Karrierefreund mitgegründet und unterstützt ambitionierte Studierende dabei, ihre hohen beruflichen Ziele z.B. die Karriere in der Unternehmensberatung zu erreichen.

 

Wenn Studierende nach den wichtigsten Fähigkeiten eines Unternehmensberaters gefragt werden, nennen diese oft Fähigkeiten wie analytische Problemlösung, kreatives Denken, angemessene und klare Kommunikation oder integres Verhalten vor dem Kunden. Doch eine der wohl wichtigsten Fähigkeiten wird nur sehr selten in diesem Zusammenhang genannt – die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu strukturieren. Die Fähigkeit zur Strukturierung erlaubt es das richtige Vorgehen zu finden. Es wird also definiert, wie ein Aufgabenstellung aufgeschlüsselt wird, um sicherzugehen, dass sich ein vollständiges und umfassendes Bild einer Aufgabenstellung ergibt und man überhaupt die richtige Rückschlüsse ziehen kann.

 

Während meiner intensiven Vorbereitung auf die Case-Interviews bei Strategieberatungen habe ich schnell gemerkt, wie wichtig dabei die Strukturierung ist. In einem solchen Case-Interview strukturiert man nicht nur zu Beginn eines Cases, sondern auch im Rahmen von z.B. Market Sizing und Brainstorming Übungen während des Cases. Das Konzept „MECE“ bietet hierbei eine sehr gute Grundlage zur richtigen Strukturierung. Dies ist ein von McKinsey & Company entwickeltes Konzept und steht für „Mutually Exclusive, Collectively Exhaustive“. Grundlegend ist damit gewährleistet, dass jeder noch so komplexe Sachverhalt aufgeschlüsselt und am Ende die Lösung der Aufgabenstellung gefunden wird. Stellst du eine Struktur auf, die diesen Kriterien erfüllt, wirst du jedes Problem lösen können.

 

Bei „Mutually Exclusive“ geht es darum, dass alle Kategorien einer Analyse unabhängig voneinander sind. Sucht ein Unternehmen zum Beispiel nach einer neuen Produktionsstätte, ist es erforderlich, dass zur Veranschaulichung der Optionen selbständige und voneinander unabhängige Regionen definiert werden. Eine nach „ME“ falsche Struktur wäre beispielsweise „Baden-Württemberg, Deutschland und Asien“. Hier würde der Kandidat ein Bundesland Deutschlands, das Land selbst und einen Kontinent miteinander vergleichen. Allerdings ist das Bundesland in Deutschland bereits enthalten. Die definierten Kategorien sind also nicht „Mutually Exclusive“. „Collectively Exhaustive“ beschreibt, dass alle möglichen Kategorien definiert sind. Bleiben wir dazu bei dem vorherigen Beispiel. Diese Aufgliederung ist nur dann richtig, wenn es neben den genannten Regionen bzw. Ländern keine weiteren möglichen Regionen bzw. Länder für Produktionsstätten für das Unternehmen gibt. Sobald das Unternehmen auch z.B. die USA in Erwägung zieht, ist die Struktur nicht vollständig und nicht „Collectively Exhaustive“.

In der Strategieberatung spiegeln die Bewerbungsgespräche in diesem Aspekt auch sehr gut den Alltag wider. Denn genau so gehen erfahrene Berater bei Analysen im Berufsalltag vor. Zuerst werden die Struktur und damit die Kategorien der anstehenden Analysen definiert. Daraus folgt dann auch der Aufbau z.B. der PowerPoint Präsentation. Der Aufbau steht also zumeist fest, bevor die nötige Recherche gemacht wird, um diesen zu füllen (und nicht anders herum). Auch bei einem Brainstorming werden zuerst Kategorien für die möglichen Lösungen gesucht, bevor man sich über die konkreten Lösungen Gedanken macht. Versuche unbedingt auch bei deinen Analysen so vorzugehen – du wirst merken, dass du nicht nur zielgerichteter arbeitest, sondern, dass dir z.B. auch beim Brainstorming viel mehr Möglichkeiten einfallen.

Dazu noch ein kurzes Beispiel: Deine Aufgabe ist es mögliche Kundengruppen für ein sogenanntes Flugtaxi zu definieren. Wenn du nun einfach drauf los denken würdest, fallen dir vielleicht fünf gute Beispiele ein. Wenn dir allerdings die Kategorien Individuen, Privatwirtschaft (Warentransport und Personentransport) und staatliche Institutionen für mögliche Kundengruppen vorgegeben werden, sollten dir problemlos 10+ konkrete Beispiele einfallen. Dies und vieles weitere ermöglicht dir eine gute Strukturierung einer Aufgabenstellung.

Wenn du an weiteren Inhalte zur Karriere in der Unternehmensberatung interessiert bist, schaue gerne auf meinen persönlichen Kanälen (Instagram, LinkedIn usw.) oder karriefreund.de vorbei.

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