Vom BDSU zur Top-Elite – im Interview mit Claudia Schwarze

Wir haben mit Claudia Schwarze über ihre aktive Zeit beim BDSU, ihre berufliche Erfahrung bei der Boston Consulting Group und dem World Food Programme (WFP) und ihre Auszeichnung zur Top 40 unter 40 (Auszeichnung zur Jungen Elite unter 40 Jahren für Talente aus Wissenschaft, Verbänden, Kultur, Sport und Initiativen) gesprochen.

 

BDSU:  Von deinem Studium, über dein Engagement in deiner JE sowie im BDSU, bis hin zu deiner Berufserfahrung bei der Boston Consulting Group und dem World Food Programme – Was waren die drei prägendsten Stationen in deinem Leben (beruflich oder privat)?

Claudia: Ich glaube, allgemein was mich immer geprägt hat, ist, dass ich bereits als Kind im Ausland gelebt habe. Ich war 2 Jahre in Amerika und 2 Jahre in Finnland, später im Studium ein Jahr in Frankreich. Dadurch habe ich die Liebe zur Internationalität entdeckt. Das hat sich dann auch bei meiner Arbeit bei WFP, dem World Food Programme, fortgesetzt, nur in vielleicht etwas schwierigeren Ländern. Eine zweite prägende Lebensstation für mich war die Zeit beim BDSU, vor allem die BDSU-Treffen und spezifisch die Firmenworkshops. Ich muss wirklich sagen, dass mir die Case Studies von Firmen extrem viel geholfen haben, etwas über mich zu lernen, wie ich in einem Team agiere und dass ich auch als Juristin vernünftige wirtschaftliche Ideen haben kann und diese auch präsentieren kann. Die dritte wichtige Lebensstation war die BCG (Boston Consulting Group), wo ich sehr viele Soft-Skills für mein Leben gelernt habe. Deswegen empfehle ich auch mittlerweile fast allen jungen Nachwuchstalenten in der Beratung anzufangen und das zumindest 2-3 Jahre lang zu machen. Länger bleibt man dann, wenn man das als Karriere ansieht für ein paar Jahre oder für das Leben, aber ansonsten lohnt sich das immer, um Grundfähigkeiten für das Leben mitzunehmen.

BDSU: In deiner Arbeit beim WFP (World Food Programme) organisierst du zusammen mit deinem Team die Essensverteilung in Krisengebieten und sorgst dafür, dass die nötige Hilfe auch bei den Bedürftigen wirklich ankommt. Wie sieht ein klassischer Arbeitstag in deinem Berufsalltag aus?

 Claudia: Mein Alltag ist sehr abwechslungsreich, deswegen macht mir die Arbeit auch so viel Spaß. Einerseits kann ich den ganzen Tag im Büro vor meinem Computer sitzen und Daten in Excel analysieren. Andererseits kann ich auch irgendwo auf der Welt, momentan in Syrien, auf einer Essensverteilung dabei sein. Heute war ich beispielsweise in Meetings in Damaskus, morgen fliege ich dann nach Aleppo, werde die ganze nächste Woche vor Ort sein, an der Projektarbeit mitwirken und mit den Familien dort sprechen. In meinem Team sind ca. 100 Mitarbeiter in ganz Syrien verteilt. Mein Team hat, wenn man so will, die Aufsicht über die Ausführung der Essensverteilungen und stellt sicher, dass das Essen ankommt. Zudem setzen sie die Standards und sorgen dafür, dass die Leute freundlich behandelt werden, dass niemand angeschrien wird und es menschlich zugeht. Neben all dem kommen in meinem Berufsalltag auch noch Teamevents und Trainings für die Mitarbeiter hinzu. Corona geschuldet, können wir solche Teamevents momentan nicht durchführen. Deshalb fahren meine Damaskus-Truppe und ich die verschiedenen Büros nach und nach ab, um den Kontakt mit den Teamkollegen zu halten. Unsere Datenaufbereitung gestaltet sich deshalb so spannend, weil es unser Anspruch ist, dass beispielsweise auch Laien unseren Jahresbericht verstehen. Deshalb verpacken wir das Ganze in Geschichten, damit es leicht verständlich wird.

BDSU: Du wurdest letztes Jahr zu den Top 40 unter 40 des Jahres 2020 ausgezeichnet. Welche Bedeutung hat für dich die Auszeichnung zur Jungen Elite?

Claudia: Ich war erstmal total erstaunt und erfreut. Was mich besonders gefreut hat, war natürlich einerseits die Auszeichnung für mich, aber gleichzeitig auch die Wertschätzung der Arbeit von World Food Programme. Vor allem deswegen, weil die Organisation nicht so bekannt ist wie beispielsweise UNICEF. Ich sehe diese Auszeichnung als super Möglichkeit, unsere Arbeit bekannter zu machen und Leute dafür zu sensibilisieren, was in der Welt so vor sich geht.

BDSU: Wie kommt man zu dieser Auszeichnung? Bzw. anders gefragt: Was hast du richtig gemacht, um von diesem Gremium ausgezeichnet zu werden? Welche Kriterien sind zu erfüllen?

Claudia: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau [lacht]. Ich habe aber durchaus ein paar Kriterien erfüllt, die für mich wichtig bei der Arbeit sind. Zum einen, mit vollem Einsatz dabei zu sein, immer 100% zu geben. Auf der anderen Seite, die Kollegen, unsere Partner, aber auch die Essensempfänger gut, offen und freundlich zu behandeln. Besonders wichtig ist mir, unsere Kollegen und Partner in ihrem Wachstum und in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen. Mein Team und ich versuchen sie bestmöglich zu fördern, damit sie tolle Karriereaussichten haben und die Arbeit weiterhin gut läuft, wenn ich gehe, da ich meist alle drei Jahre meinen Standort wechsle. Um es auf den Punkt zu bringen, ich will nachhaltig in die Mitarbeiter und Hilfsempfänger vor Ort investieren, damit diese sich auch langfristig etwas aufbauen können. Das letzte Kriterium ist, das eigene Leben nicht zu vergessen. Arbeit und Lifestyle sollen auch zusammenpassen. Das heißt nicht unbedingt, dass man die perfekte Work-Life-Balance hat. Ich glaube, man muss seine Arbeit lieben und gerne machen, gleichzeitig aber auch das eigene Leben und die Freizeit integrieren und beides in Einklang miteinander bringen.

BDSU: Hast du ein bestimmtes Mindset, das dir geholfen hat, eine der Top 40 unter 40 zu werden?  

Claudia: Ja, ich habe zwei Sachen, die ich gelernt habe. Das erste habe ich bei BCG mitgenommen: Und zwar, Sachen ordentlich machen und Sachen zu Ende bringen. Wir haben ständig neue Ideen und sind sehr motiviert, sowie es auch im BDSU oder den JEs der Fall ist. Nach einer gewissen Zeit merkt man dann vielleicht: Oh, jetzt kommt noch das Studium hinzu, jetzt kommen noch andere Sachen und schlussendlich weiß man gar nicht mehr, wie man alles unter einen Hut bekommt. Es ist nicht einfach, aber ich finde es wichtig, dass man sich dann hinsetzt, ein paar Stunden, ein paar Tage … und die anstehende Aufgabe durchzieht. Und zwar nicht nur so halb durchzieht, sondern wirklich ordentlich die Sache zu Ende bringt. Das funktioniert nicht, wenn man jeden Tag um 17 Uhr Feierabend macht, aber man sollte auch nicht täglich bis Mitternacht vor dem Schreibtisch sitzen. Man sollte es auf eine Art und Weise machen, dass man langfristig motiviert bleibt. Alles in einem gesunden Mittelmaß.

Das zweite mache ich eigentlich schon seit meiner Kindheit: Den Status Quo zu challengen. Nicht zu akzeptieren, wenn Sachen schon immer so gemacht wurden, und sie deswegen weiterhin genauso zu machen. Wenn man das Gefühl hat oder sieht, dass Dinge, Prozesse, etc. schlecht laufen, muss man den Mut haben sie auch zu verändern. Das gibt einem immer sehr viel Motivation und Power. Auch bei meinen Vorgesetzten kam diese Denkweise immer sehr gut an.

BDSU: Wie genau hat dich der BDSU enabled, dieses Mindset grundsätzlich zu formen?

Claudia: Ich hatte am Anfang schon die Firmenworkshops des BDSU erwähnt und es gab dabei eine Schlüsselerfahrung für mich: In einem Firmenworkshop habe ich immer versucht, Vorschläge zu machen, aber keiner hat hingehört. Ich hatte das Gefühl, dass es sich daher um dumme Vorschläge handle und dass diese nichts zählen. Über die ganze Zeit waren Beobachter von Volkswagen Consulting dabei, welche am Ende des Workshops gemeint hätten, dass meine Vorschläge gut gewesen sind. Ich hätte mich aber nicht für diese eingesetzt und dafür gekämpft. Ich hätte sie nur gesagt, es hat danach keiner hingehört und danach hätte ich nichts mehr gesagt. Für mich war das wirklich ein Schlüsselerlebnis, da ich dadurch den Glauben an mich selbst und an meine eigenen Fähigkeiten gestärkt habe. Dadurch habe ich gelernt, dass wenn jemand nicht hinhört, es nicht bedeutet, dass mein Beitrag unbedeutend ist, sondern es heißt einfach nur, dass ich ihn vielleicht nicht ordentlich verteidigt habe. Über die Zeit habe ich das mehr gemacht und festgestellt, dass Leute meine Vorschläge angenommen und mich nach Sachen gefragt haben, wenn ich diese besser vorbereitet habe.

Das zweite, was ich auch im BDSU gelernt habe, war, dass sehr viele Leute, die sich bei Beratungen bewerben, oft denken, dass man immer der Häuptling bzw. der starke Leader sein muss, aber so funktioniert das nicht. Wenn man wirklich etwas in der Arbeit erreichen will, muss man ein Team sein. Man benötigt unterschiedliche Typen und unterschiedliche Fähigkeiten und die richtige Kombination macht ein wirklich starkes Team aus. Das hat man ganz stark in manchen Projekten und beim Vereinsvorstand gesehen: Wenn da vier Häuptlinge vorne standen, dann ist das meistens nicht so gut geendet. Keiner wollte die eigentliche Arbeit machen, jeder wollte nur ansagen, wo es lang geht. Das sehe ich in der Arbeit auch und da habe ich den Grundstein gelegt durch meine Menschenkenntnisse: Ich kenne mittlerweile den Unterschied sehr gut, ob Leute nur bestimmte Sachen sagen, um sie zu sagen oder ob sie es am Ende auch wirklich durchziehen.

Auch wenn es nicht besonders positiv ist, fand ich auch politische Spielchen gut: Es gibt Wahlen auf BDSU-Ebene, also deutschlandweit, oder europaweit auf der JEE-Ebene und hier ist schon viel Politik dabei, obwohl es eigentlich um nichts geht. Wir verdienen nichts durch unser Engagement, wir haben wahrscheinlich eher schlechtere Noten im Studium, da wir durch unsere Arbeit sehr beschäftigt sind, aber es gibt Leute, die wollen Macht oder Positionen und es ist sehr interessant, diese politischen Spielchen mitzubekommen oder selbst betroffen zu sein. Aber in einem Umfeld, wo man im Endeffekt nicht wirklich was zu verlieren hat. Und da habe ich so manche interessante Erfahrungen bei Posten gemacht, bei denen ich mich zur Wahl gestellt habe, und das hat mir auch langfristig etwas gebracht.

BDSU: Das World Food Programme ist im November 2020 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Kannst du uns erklären, wieso die Welt das World Food Programme braucht und warum das World Food Programme es verdient hat, mit dem Friedensnobelpreis honoriert zu werden?

Claudia: Ich glaube allgemein, dass es verschiedene Nominierte gab, die das verdient hatten und meine Kollegen und ich müssen sagen, dass wir alle sehr erstaunt waren, dass das WFP damit ausgezeichnet wurde. Aber ich glaube, warum das WFP ausgezeichnet wurde, war ein Zeichen gegen den Hunger, was unser Hauptthema ist und den wir versuchen zu bekämpfen.  Unsere Theorie  und gleichzeitig Praxis ist, dass wenn die Leute nichts zu essen haben, dann geht auch sonst nichts voran: Essen ist die Basis für das Überleben, ohne Überleben gibt es keine Zukunft. Wenn ich meine Grundbedürfnisse nicht gesichert habe und ans Essen denken muss, kann ich mich nicht um andere Bedürfnisse kümmern und mich nicht weiterentwickeln oder andere Themen oder Lebensmotive verfolgen.  Das kann oft zu Krieg oder Unruhen führen, weil eben der Wohlstand und die Lebensmittel nicht gerecht verteilt sind. Was ich persönlich an WFP gut finde ist, dass wir eine der Organisationen sind, die am konkretesten helfen. In anderen Worten, wir setzen da an, wo man den direkten Effekt sieht, da wir das Essen an Menschen verteilen, die es brauchen in einer Situation, in der sie es brauchen. Momentan bin ich in Syrien, wo nach wie vor Krieg herrscht, aber zuvor war ich auch in Haiti, wo zum Beispiel ein Hurricane und ein Erdbeben die Bevölkerung erschüttert hat und hier kann man an erster Stelle mit Essen etwas ausrichten. Das ist nichts Langfristiges, wir machen keine Entwicklungsarbeit, aber wir helfen konkret jetzt in dem Moment. Es legt also den Grundstein für jegliche Entwicklungsarbeit und jegliche Zukunft, die Menschen oder dieses Land haben sollten.

BDSU: Inwiefern hilft dir deine Rolle als (internationale) Juristin, die soziale Frage der Essensverteilung im Kriegsgebiet Syrien zu beantworten und die Essensverteilung fairer zu gestalten? Wie genau nutzt ihr Technologien und Daten für die Überwachung und Optimierung der Essensverteilung?

Claudia: Auch wenn ich voll Volljuristin bin, würde ich sagen, als Juristin arbeite ich im Endeffekt nicht mehr wirklich, da ich kein konkretes technisches Wissen aus meinem Jurastudium in meinem Beruf anwende. Ich glaube aber, eine Sache, warum ich mich damals für ein Jurastudium entschieden habe, ist der Gerechtigkeitssinn und wirklich die Einstellung, dass jeder Mensch das Recht auf ein ordentliches Leben und ein friedliches Leben hat und auch darauf ordentlich behandelt zu werden. Das zweite, was ich aus Jura mitgenommen habe, war das strukturierte Arbeiten und Denken und das hat sich bei BCG in der Beratung später in das strukturierte Arbeiten mit Daten übersetzt. Vorher hatte ich nicht so viel mit Excel und Daten zu tun, aber das kam dann für mich aus der Beratungszeit. Das benutze ich jetzt sehr viel: Wir versuchen, Trends darzustellen, wie sich zum Beispiel die Lebensmittelsicherheit der Menschen entwickelt, also ob mehr oder weniger Hilfe benötigt wird oder ob wir in den richtigen Regionen oder Gebieten sind.  Ich benutze das auch, um Prozesse festzulegen oder mit meinem Team Prozesse zu erarbeiten, wie wir Probleme eskalieren, wie wir Probleme lösen oder dass auch eine Kontrolle für die Meldung und Schließung eines Problems vorhanden ist. Wir nutzen auch ganz normale moderne Software und -techniken wie z. B. Tableau, SQL-Databases, elektronische Datensammlung mit ODK (Open Data Kit), Marktforschung oder Umfragen, was auch Werkzeuge sind, die ich schon im Studium und bei BCG durch die Arbeit an Projekten kennengelernt habe.

 

BDSU: Was sind die drei wichtigsten Kompetenzen für deinen Beruf als Head of Monitoring and Evaluation beim World Food Programme? Denkst du, dass dein Engagement beim BDSU/JBB dazu beigetragen hat, einen Grundstein für diese Kompetenzen zu legen?

Claudia: Ich würde sagen, dass alles, was mit Excel und mit Daten zu tun hat, in meiner gesamten Berufslaufbahn immer extrem wichtig war. Weniger im Jura-Teil meiner Karriere, aber in allen anderen Teilen und da habe ich beim BDSU in der Projektarbeit angefangen, insbesondere in der JE und das später bei BCG weiter ausgebaut. Das lohnt sich immer und da kann ich nur jedem empfehlen, sich damit zu beschäftigen und vielleicht einfach zu schauen, wo man das in seinem Leben einbauen kann. Zum Beispiel habe ich in Excel meine ganze CD-Sammlung geordnet, also habe ich mir überlegt, wo ich solche Fähigkeiten konkret auch im Privatleben anwenden kann.

Eine zweite wichtige Kompetenz für meinen Beruf ist Leadership und der Umgang mit Menschen, da war beim BDSU extrem viel dabei. Wie gesagt, in Case Studies zum Beispiel: Ich wechsele nach 2-3 Jahren das Land, dann kriege ich ein neues Team, mit dem ich eine gute Zusammenarbeit aufbauen muss und ich kann mir die Leute nicht aussuchen. Das ist so ein bisschen wie eine Case und da muss man zwar nur 2 Tage mit den Leuten arbeiten – und nicht wie in meinem Fall beim WFP 2-3 Jahre – aber im Endeffekt kommt in beiden Fällen dabei dasselbe heraus. In beiden Fällen müssen wir schauen, was die einzelnen Fähigkeiten sind, niemanden verärgern und trotzdem das Team zusammenzubringen, um zusammen etwas zu erreichen.

Als Letztes würde ich das gleichzeitige Jonglieren von mehreren Prioritäten und Projekten erwähnen. Ich würde es nicht Multitasking nennen, aber jeder will immer etwas  – gerade die Arbeit bei M&E (Monitoring and Evaluation): Wir arbeiten für alle unsere verschiedenen Programme, das heißt es gibt nicht ein Monitoring pro Programm, daher haben  alle Programmleiter Fragen und Probleme, für die sie von mir unterstützt werden wollen. Ich muss also schauen, wie ich das alles miteinander vereinbare – das war auch in meiner Studienzeit so: Ich glaube, dass das im BDSU und in der JE durch die Vereinsarbeit genauso ist, da durch das gleichzeitige Studium immer ein ständiger Konflikt herrscht, wo man immer Prioritäten setzen muss und überlegen muss, wie man das alles unter einen Hut bringen kann.

 

BDSU: Generation Lost, ein geflügeltes Wort für die Planlosigkeit von Studierenden nach einem akademischen Abschluss während der Covid-19-Krise, ist heute ein frequentiertes Symptom. Du warst und bist noch als Mentor für das BDSU-Leadership-Programm aktiv. Was würdest du jedem BDSUler und BDSUlerin mit Fokus auf die berufliche Planung bzw. Ausbildung mitgeben?

Claudia: Rückblickend habe ich aus meiner Lebenserfahrung drei Dinge gelernt:

  1. Beim Studium sollte man das studieren, was einen selbst interessiert und wo man auch wirklich etwas dazulernen möchte. Das wichtige hier ist, dass man das Fach mit guten Noten studiert – es ist nicht so wichtig, dass man das richtige Fach studiert (z. B. alle BWL). Viel entscheidender ist, dass das, was auch immer man sich aussucht, man das auch gut tut.
  2. Neben der Passion für das Studium sollte man auch andere Dinge tun und sich diversifizieren (z. B. Sprachkurse, Praktika,… ) um andere Interessen und Fähigkeiten auszuloten und sich selbst besser kennenzulernen. Es ist nicht nur der Studiengang, der einen ausmacht, sondern gerade das außeruniversitäre Engagement.
  3. Networking und Kontakte ist eines, wenn nicht das wichtigste Instrument, um in Studium und Karriere weiterzukommen als andere – auch wenn das in Corona-Zeiten extrem schwierig ist. Mir tut auch die aktuelle Studierendengeneration leid: Es ist auch nicht so einfach, Kontakte zu knüpfen und zu halten, wenn alles remote in z. B. Zoom-Meetings abläuft. Es ist wirklich so: das Networking ist das A und O, in der Arbeit voranzukommen. Und es geht dann nicht darum, dass man da einen Freund hat und der hilft einen dann und dann bekommt man da eine Position. Es geht eher darum, dass Leute dich kennen – also der Name einem etwas sagt – und dass Leute wissen, was für Fähigkeiten man hat. Man sollte auch über Sachen, die man gemacht hat, sprechen, sodass gewisse Leute dich deshalb für eine Position empfehlen. Und das ist eigentlich das Positive beim Networking nach dem Motto: „Ah, ich glaube, ich habe da jemanden, ich schick dir da mal den CV rüber und frage, ob er Interesse an der Arbeit hat.“ Und so kommt man dann voran, aber dafür muss man erst mal wissen, was man gut kann und was man dafür vorweisen kann – dann wird man weiterempfohlen und kommt auch weit.

BDSU: Herzlichen Dank für deine Zeit und interessanten Einblicke und Erfahrungen, Claudia.

Über die Interviewee

Claudia Schwarze

 Claudia Schwarze war während Ihrer Studienzeit in der studentischen Unternehmensberatung JBB e. V. in Bayreuth sowie als Ressortleitung Netzwerke und International Relations beim Dachverband BDSU e. V. aktiv. Nach Ihrem zweiten Jura-Staatsexamen war sie zunächst als Rechtsreferandarin am Landesgericht in Duisburg beschäftigt. Nach etwas über 2 Jahre wechselte Claudia für knapp zwei Jahre in die internationale Beratung bei der Boston Consulting Group und ist seit 2013 bis heute im World Food Programme, der führenden humanitären Organisation im Kampf gegen den weltweiten Hunger der Vereinten Nationen, in verschiedenen Landesprojekten in der Beratung und Eskalation von humanitären Krisensituationen beschäftigt.

Das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen:

Das WFP, mit Sitz in Rom, wurde im Jahre 1961 von der UN-Generalversammlung und der UN- Sonderorganisation FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) mit dem Ziel gegründet, die Nahrungsmittelversorgung in Kriegs- und Katastrophengebieten zu sichern. Neben der ursprünglichen Idee, Menschen nach Naturkatastrophen, Dürren oder Kriegen mit Nahrung zu versorgen, bekämpft das WFP die Ursachen des Hungers inzwischen auch mit Entwicklungsprojekten, damit die eigentliche Lebenssituation der Bevölkerung langfristig verbessert wird. 

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