Nach einigen Jahren ist es wieder so weit: Der Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) hat eine neue Strategie ausgearbeitet. Im Rahmen eines Interviews mit Patrick Fuchs konnten wir spannende Insights zur Ausarbeitung der neuen Strategie erhalten.
Wieso wurde eine neue Strategie für den BDSU ausgearbeitet?
Generell kann Strategie als ein Weg bezeichnet werden, um an ein Ziel zu gelangen. Daher werden Strategien zeitlich begrenzt erarbeitet und auch regelmäßig reflektiert. Die letzte Strategie wurde 2015 mit einem Zielbild für 2020 verabschiedet, daher lief diese nun aus. Zudem ist es gerade im sehr schnelllebigen JE-Umfeld wichtig, regelmäßig zu hinterfragen – was tun wir eigentlich gerade? Wo stehen wir? Welche äußeren und inneren Entwicklungen sind aktuell vorhanden? Und vor allem: Wo möchten wir gemeinsam als Verband hin und wie können wir das bewerkstelligen? Genau diese Fragen haben wir uns gestellt und darauf aufbauend eine neue Strategie erstellt.
Wer war beteiligt und wie wurde diese Task Force ausgesucht? Wie seid ihr vorgegangen?
Die Erarbeitung einer neuen Strategie ist ein komplexer und aber auch sehr wichtiger Prozess. Es ist dabei wichtig, möglichst viele und diverse Meinungen einzubeziehen. Aus diesem Grund bestand unsere Task-Force aus VertreterInnen des ehemaligen und aktuellen Vorstandsteams, aktiven BDSUlerInnen, Beiräten des BDSU und einem Vertreter des Alumni e. V.-Vorstands.
Für die Entwicklung einer Strategie muss zunächst der aktuelle Standpunkt festgestellt werden. Das bedeutet, wir haben mit Analysen gestartet. In diesen Analysen haben wir uns vor allem mit Interna (Was machen wir aktuell sehr gut? Wo gibt es aktuell noch Luft nach oben?) und Externa (In welchem Umfeld befinden wir uns? Wer sind unsere wichtigen Stakeholder und was sind deren Erwartungen an den BDSU? Wo bieten sich Chancen unsere Wertschöpfung zu verbessern? Wo lauern Risiken, mit denen wir künftig konfrontiert werden können?) beschäftigt.
Sobald die Ausgangslage bewusst ist, gilt es, ein Zielbild zu erarbeiten und sich danach klar zu werden, wie dieses Zielbild erreicht werden kann. Das ist dann die Strategie an sich. Zuletzt sollte man die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Strategie auch umgesetzt werden kann.
Im gesamten Prozess ist es wichtig, die zentralen Stakeholder abzuholen und mit einzubeziehen. Das waren für uns natürlich die Mitglieder des BDSU (repräsentiert durch die 1Vs) und die engagierten BDSUlerInnnen.
Was hat sich an der Strategie geändert?
Inhaltlich war unser Ziel, neue Akzente zu setzen und verschiedene Themen, die wir im Rahmen unserer Analysen und Gespräche herausgefunden haben, voranzutreiben.
Strukturell sind wohl die größten Änderungen, dass wir diese Struktur näher an die Mitglieder bringen möchten. Dafür gibt es beispielsweise viele Visualisierungen, die alles plastisch darstellen und verständlich machen sollen. Zudem haben wir mehr Wert auf Flexibilität gelegt, um den Trade-Off zwischen Kontinuität und Gestaltungsspielraum anders wahrzunehmen. Daher haben wir beispielsweise ein Strategiegremium zur laufenden Überprüfung eingeführt. Zudem haben wir bewusst keine klaren 5-Jahresziele vorgegeben, sondern vielmehr eine Roadmap erstellt, in der wir klare Initiativen vorschlagen, die der Vorstand jetzt angehen wird.
Für die Zukunft haben wir diese Initiativen dann immer offener als Zielvorstellung definiert, damit wir aus der Komplexität der hohen Dynamik des studentischen Umfelds eine Stärke machen. So haben wir sowohl einen klaren Rahmen als auch die Freiheit, eigene Themen voranzubringen sowie die vorgegebenen Themen gemeinsam mit den BDSUlerInnen und dem Strategiegremium zu gestalten.
Was waren die größten Herausforderungen?
Speziell im BDSU-Umfeld ist die größte Herausforderung, die verschiedenen Interessen zu vereinen. Der BDSU als Dachverband versteht sich als Interessensvertretung der Mitgliedsinitiativen. Hier vereinen wir aktuell 34 Mitgliedsinitiativen mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Zielen und Anforderungen. Diese müssen gehört und berücksichtigt werden. Daneben kooperiert der BDSU auch selbst mit Kuratoren und Unternehmen, die natürlich genauso wichtig sind.
Als zusätzliche Herausforderung kann die ausschließlich digitale Zusammenarbeit genannt werden, da die Entwicklung einer Strategie durch lebhafte Diskussionen und viele Gespräche entsteht.
Was hat am meisten Spaß gemacht?
Hier sind drei Dinge zu erwähnen. Zunächst war es super, den Verband so gut kennenzulernen. Durch die Analysen sowie Interviews hatten mein Team
und ich die Möglichkeit, den Verband und die Menschen dahinter kennenzulernen. Gemeinsam konnten wir diskutieren, was den BDSU für jeden einzelnen ausmacht und was die individuellen Wünsche für die Zukunft sind.
Außerdem ist es schön, das Vertrauen zu spüren, die Zukunft des Verbands maßgeblich mit gestalten zu dürfen und ein Teil der Entwicklung des BDSU sein zu können.
Am wichtigsten war für mich die Zusammenarbeit im Team. Trotz der Herausforderungen im digitalen Raum hat es großen Spaß gemacht, gemeinsam mit vielen motivierten BDSUlerInnen an der Entwicklung zu arbeiten.
Was würdest du anders machen, wenn du es nochmal machen müsstest?
Die größten ‚Lessons Learned‘ hatten wir mit der Einbindung der Stakeholdergruppen. Mit den Interviews haben wir bereits zu Beginn versucht, viele engagierte BDSUlerInnen und Mitgliedsinitiativen einzubinden. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass eine Strategieeinführung nicht nur aus einer inhaltlichen, themenbezogenen Arbeit besteht. Es ist eine wahnsinnige Chance, die Mitglieder für den Verband zu begeistern. Das würde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall stärker fokussieren.
Was wäre dein Tipp an die nächste Task Force für die Aktualisierung der Strategie?
Für die nächsten BDSUlerInnen, die sich mit der Strategie beschäftigen dürfen habe ich zwei bzw. drei Tipps.
Zunächst sollte man bei der Entwicklung einer Strategie nicht nur die inhaltliche Komponente sehen. Es sollte nicht nur überlegt werden, wie man von der aktuellen Ausgangssituation zum neu definierten Zielbild kommt. Vielmehr ist die Strategieentwicklung eine Chance, die Mitglieder einzubinden, zu begeistern und den BDSU nach deren Vorstellungen formen zu lassen. Das ist sicherlich kein einfacher Prozess, aber ein extrem wertvoller.
Zudem ist es meiner Meinung nach der falsche Ansatz nur alle fünf Jahre zu überprüfen, wo wir gerade stehen. Gerade das JE-Umfeld ist durch die vergleichsweise kurze Halbwertszeit von Studierenden sehr schnelllebig und es werden ständig neue Impulse gesetzt. Der Verband kann und muss sich dadurch immer wieder neu erfinden. Eine klassische lineare 5-Jahresstrategie ist daher zwar wichtig, um eine gewisse Konstanz zu gewährleisten, es darf dabei aber keinesfalls die Flexibilität verloren gehen. Aus diesem Grund haben wir ein kontinuierliches Strategiegremium eingeführt.
Mein übergeordneter Tipp: Integriert so viel Input wie möglich in die Entwicklung der Strategie und wartet nicht 5 Jahre.