Im Rahmen unserer Go-Further-Kampagne hatten wir die Möglichkeit uns mit Lilith Diringer auszutauschen. Sie ist Gründerin des Start-ups Charge Hotels – einer Plattform, welche nachhaltiges Reisen mit Elektro-Fahrzeugen ermöglichen soll. Wir konnten dabei ihre Erfahrungen zum Zeitmanagement im Alltag, zu Herausforderungen bei der Gründung und ihrem Engagement bei PAUL Consultants erhalten.
BDSU: Wie kam es, dass du mit neun Jahren bereits ein Buch verfasst hast?
Ich denke, dass ich schon seit meiner Kindheit eine Macherin war. Ich habe ganz einfach in den Ferien festgelegt, ein Buch zu schreiben. Das habe ich dann eben auch durchgezogen. Ich habe angefangen, auf Papier eine Geschichte zu beginnen und weiterzuentwickeln. Nachdem ich sie abgeschlossen hatte, habe ich sie jedoch etwas beiseitegelegt. Nach einiger Zeit habe ich die beschriebenen Blätter beim Aufräumen wiedergefunden und mir gedacht, dass es schade wäre, sie alle wegzuschmeißen. Deswegen habe ich die Blätter abgetippt, umgearbeitet, ein Cover gestaltet und recherchiert, wie man ein Buch veröffentlicht. So kam es, dass ich mein erstes Buch über einen Self-Publishing-Verlag veröffentlicht habe.
Da ich aber mit den Inhalten nach der Veröffentlichung nicht mehr zufrieden war und mir gedachte habe ‚Hey, das kannst du doch noch viel besser‘, habe ich angefangen, das zweite Buch zu verfassen und auch zu veröffentlichen. Danach habe ich mir immer wieder neue Challenges und Herausforderungen gesucht, weil ich keine Standard-Bücher schreiben wollte. Ich wollte beispielsweise ein Märchen-Buch verfassen, das ich dann auch selbst illustriert habe. Es folgte dann ein Kurzgeschichten-Band, um ganz einfach innerhalb meiner Herausforderungen kreativ zu werden.
BDSU: Wieso hast du dich für den Studiengang Internationale Beziehungen entschieden?
Im Prinzip konnte ich mir vieles vorstellen, da ich sehr breit interessiert und engagiert bin. Ich habe deswegen über meine Schulzeit hinweg eine Ansammlung an Studiengängen gehabt, die ich mir näher ansehen wollte. Dann habe ich 2014 beim Wettbewerb Jugend präsentiert den zweiten Platz gewonnen und war im Jahr darauf in der Jury tätig. Mit in dieser Jury war derjenige, der im Jahr zuvor den ersten Platz gewonnen hat. Diese Person hat in Dresden Internationale Beziehungen studiert.
Nachdem ich mich mit ihm unterhalten hatte, ist dieser Studiengang auf meiner Liste gelandet. Ich habe mich daraufhin in viele verschiedene Vorlesungen gesetzt. War vier Tage in Dresden, um mich mit den Leuten zu unterhalten und mitzuerleben, wie es dort ist. Ich fand dabei sowohl die Stadt sehr schön als auch den interdisziplinären Studiengang sehr interessant. Er ist methodisch und inhaltlich sehr breit und die Inhalte lassen sich wiederum verknüpfen.
BDSU: Wie vereinbarst du deine Interessen für Sprachen, Sport, Musik und Karriere miteinander – wächst dir manchmal alles über den Kopf oder hast du einen Weg gefunden, alles unter einen Hut zu bekommen?
Ich brenne und engagiere mich für sehr viele Themen. Dementsprechend finde ich die Abwechslung im Alltag sehr bereichernd und motivierend. Mir wird nie langweilig, da ich mir immer neue Herausforderungen suche und so Menschen finde, die mich inspirieren und Projekte gemeinsam mit mir durchführen. Es gibt schon Zeiten, in denen ich wenig Schlaf bekomme oder viele Abgaben anstehen. Alles in allem gab es bei mir aber noch nie einen Punkt, an dem ich ein Ziel komplett verschieben musste bzw. nicht erreichen konnte oder gar überfordert war. Ich habe es immer sehr genossen, meine Zeit einteilen zu können und diese Abwechslung im Alltag zu haben.
Ich glaube aber, dass sich dieser Alltag mit einem getakteten Zeitmanagement vereinbaren lässt. Dabei ist aber trotzdem eine gewisse Flexibilität immer wichtig, damit es nicht zu versteift wird. Ich finde es auch immer sehr schön, wenn sich Themen überschneiden und verbinden lassen. Dass Inhalte, die ich beim einen Projekt lerne, beim anderen wieder auftauchen. So kann ich ähnliche Systeme bei verschiedenen Projekten anwenden.
BDSU: Viele Menschen haben Ideen, setzen sie aber nicht um – welches Mindset hilft dir bei der Realisierung so vieler großer Projekte?
Ich denke, dass ich jemand bin, der ganz einfach gerne anpackt und auf ein Ziel hinarbeitet. Das finde ich immer sehr hilfreich, wenn ich Projekte umsetze. Ich kann mich motivieren, wenn ich ein Ziel oder mehrere kleine Ziele vor Augen habe und auf diese hinarbeiten kann. Das kann denjenigen helfen, die Schwierigkeiten haben, motiviert und am Ball zu bleiben. Ich würde euch daher das Setzen von kleineren Zielen empfehlen.
Einigen kann es auch helfen, sich eine Peergroup zu suchen, die einen mitzieht. Die Idee ist, sich gegenseitig zu challengen und untereinander Ziele zu formulieren. Natürlich kann man sich so auch bei einem Motivationstief unterstützen. Dementsprechend hat man hier nochmal mehr Anreize oder verspürt Druck. Das ist natürlich eine starke Typ-Sache.
Man muss natürlich aufpassen, sich dabei nicht zu sehr unter Druck zu setzen, wenn man Ziele nicht erreichen kann oder nicht geschafft hat. Man sollte da ganz einfach nicht sauer auf sich sein, wenn es nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat. Aus Fehlern sollte man lernen und darauf aufbauend etwas Neues anpacken. Man sollte sich nicht zu lange am Geschehenen aufhängen. Ich muss sagen, dass ich jemand bin, der in die Zukunft schaut und deswegen mit Situationen, die eben nicht so gut liefen, gut umgehen kann. Ganz nach dem Motto: Jetzt der nächste Anlauf, jetzt wird es besser.
BDSU: Eine Plattform, welche um die 6000 (Stand 11/2020) registrierten Hotels hat, mit 21 Jahren zu gründen, ist durchaus ein großes Schaffen. Was ist deine bisherige Erfolgsformel für das Start-up?
Bei Ideen zu Start-ups und Gründung würde ich sagen Motivation und Durchhalten. Man muss sehr viel leisten, ohne ein direktes Feedback zu bekommen oder etwas Positives zurückzuerhalten. Deswegen sollte man sich immer wieder vor Augen halten, was es einem letztendlich bringt.
Was mich inspiriert hat, waren aber auch die vielen verschiedenen Themen, in die ich mich eingearbeitet habe. Dies umfasst die allgemeine Gründerszene, Themen zur Branche oder Forschungsergebnissen bzw. Statistiken im Bereich. Dabei habe ich immer wieder gesehen, dass es zwar viel Arbeit, aber auch hochinteressant ist.
Ich selbst lerne enorm viel, indem ich mir immer Fragen zu den Hintergründen, Funktionsweisen oder Stakeholdern stelle. Das motiviert mich in jedem Fall. Ich denke aber auch, dass man sich hier nicht zu sehr versteifen oder festklammern sollte, sondern eine gewisse Flexibilität vorhanden sein muss. Mit neuen Ideen stößt man eben immer wieder auf neue Inhalte und Erkenntnisse, welche wieder um 180 Grad gedreht werden müssen.
BDSU: Was war bisher deine größte Herausforderung bei der Gründung deines Start-ups?
Es gab tatsächlich viele kleinere Hürden. Eine größere Hürde war allerdings die Erkenntnis, dass das System schon sehr ausgeklügelt ist und schon viele Verbindungen vorhanden sind. Wenn man sich das Netzwerk anschaut, sind dort schon sehr viele agierende Partner vorhanden. Daher war es sehr schwierig, den ersten Schritt in die Tür zu bekommen. Ich wollte mit den Hotels beispielsweise auf Business-Reisen sprechen. Dann ist mir durch Interviewführung aufgefallen, dass es eben schon sehr viele Verträge und Kooperationsvereinigungen gibt.
Man selbst weiß zwar genau, was die Vorteile der eigenen Idee bzw. des Start-ups sind. Es ist allerdings schwierig, es wiederum potenziellen Nutzern klarzumachen, die sich bereits in einem System befinden. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, die jedem in gewisser Weise unterkommt. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man in einem leeren Markt startet und etwas Neues entwickelt oder in einem bereits existierenden. Aber in beiden Situationen muss man eben einen Schritt zurückgehen und sich Gedanken zur richtigen Kommunikation machen.
BDSU: Du hast bereits in frühen Kindesjahren straffe Zeitpläne durchlebt und bist quer durch Deutschland gereist, um an verschiedenen Wettbewerben teilzunehmen (z. B. Jugend gründet). Würdest du sagen, dass dich die hohe Termindichte in deinem Leben als junge Gründerin heute immer noch anzündet oder wünschst du dir mehr Pausen?
Das ist auf jeden Fall eine spannende Frage, die ich mir auch hin und wieder stelle. Ich muss aber sagen, dass mich die abwechslungsreichen Wochen und interessanten Inhalte immer motivieren können. Natürlich ist es manchmal auch nervig, einen vollen Terminkalender für die nächsten Tage zu sehen und dabei ständig zu versuchen, weitere Termine unterzubekommen. Es ist natürlich schon ein straffes Zeitprogramm und man überlegt, in Zukunft nicht doch ein Angestellten-Verhältnis einzugehen. Das ist ganz einfach nicht die spaßige Seite. Aber auf der anderen Seite motivieren mich die Termine dann auch wieder, da sie mir viel Freude bereiten. Man lernt in den Terminen viele verschiedene Menschen kennen und bekommt neue Inhalte vermittelt. Und diese Seite überwiegt im Vergleich zum vollen Terminkalender.
Durch die Corona-Situation ist es natürlich sehr schade, dass man wenig unterwegs ist. Im Normalfall bin ich von morgens bis nachts unterwegs und habe eben sehr viele Termine. Dadurch reise ich aktuell virtuell und nehme so viele verschiedene Eindrücke mit. Andernfalls hätte ich natürlich mehr Eindrücke vor Ort bzw. in meinem Umkreis bekommen. Dementsprechend sehe ich die Situation positiv und negativ, obwohl es natürlich weniger motivierend ist, sich nur von einem Online-Termin in den nächsten zu schalten. Im Vergleich spart es aber auch Zeit. Schön wäre daher zukünftig ein bisschen von beiden Seiten.
Fazit: Es ist am Anfang der Woche immer etwas schwierig, wenn man auf den Kalender sieht, aber am Ende der Woche bin ich dann wieder sehr froh und hatte sehr viele interessante Events.
BDSU: Auf Twitter lautet dein kurzer Steckbrief ‚I am inquisitive and motivated, love learning languages & travelling, learning about history, reseaching, doing sports, playing music & engage for good purpose.‘ Das sind sehr breit gefächerte Interessen, die du verfolgst. (Wie) hast du es geschafft, das zu finden, was dich begeistert – was kannst du klassischen Allroundern mit auf den Weg geben, um ihr Herzensthema zu finden?
Ich glaube Interesse und Neugier sind Eigenschaften, die mich auszeichnen. Ich finde sie auch sehr wichtig. Dementsprechend bin ich offen für neue Inhalte, Themen und Menschen. Damit einhergehend auch für unterschiedliche Sprachen, weil ich so einen Zugang zu unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen bekomme. Damit ist natürlich auch viel Geografisches oder Historisches verbunden. Ich war ganz einfach schon immer ein ‚Warum-Kind‘, habe in Museen Zeit verbracht und mich gerne mit Menschen unterhalten.
Ich habe beispielsweise meinen Eltern und Lehrern Löcher in den Bauch gefragt. Hier bin ich auch sehr dankbar, dass mein Umfeld meine Neugierde nicht erstickt, sondern diese aufgefangen hat. Ich konnte mir zur Auslebung meiner Neugierde immer neue Herausforderungen suchen, an vielen Wettbewerben teilnehmen und war in Forschungscamps sowie bei Summer-Labs. Für diese Möglichkeiten bin ich sehr dankbar.
Ich glaube Ideen zum Start-up kommen zum einen durch diesen Macher-Drang, da ich mein Wissen weitertragen und umzusetzen will. Zum anderen aber auch durch viele zufällige Kontakte, die sich ergeben haben. Bei mir ist das auch stark mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden. Das ist seit 2014 unter anderem durch einen Forschungscampus beim WWF entstanden.
Ich bin zudem beim netzwerk n Nachhaltigkeitscoach und berate deutschlandweit nachhaltige Hochschulinitiativen. Dabei geht es darum, wie sie an Hochschulen noch nachhaltiger werden können. So habe ich meine Nachhaltigkeits-Brille immer weiter entdeckt. Ich habe deswegen bei allen möglichen Dingen gesehen, welche Faktoren nachhaltig sind und welche nicht. – Gibt es Solarzellen auf dem Dach? Gibt es E-Ladestationen? Ist das Papier nachhaltig? – Dadurch, dass ich diesen Blick entwickelt habe, habe ich beschlossen, in diesem Bereich etwas zu unternehmen und wollte auf der Nachhaltigkeits-Ebene vieles umsetzen. Das bedeutet auch, einen Wandel anzustoßen und sozusagen den nachhaltigen Tourismus zum neuen ‚Normal‘ zu machen.
BDSU: Welche Ideen wolltest du schon immer für deine berufliche Karriere verfolgen?
Ich denke Nachhaltigkeit ist ganz einfach etwas, das immer enthalten ist. Dabei ist egal, ob es sich um ökologische, ökonomische oder soziale Nachhaltigkeit handelt. In allen Bereichen möchte ich auf jeden Fall einen nachhaltigen Fernblick miteinbeziehen. Es ist auf jeden Fall interessant, da es sich auf alles bezieht und immer ein Zusammenhang vorhanden ist.
Abgesehen davon bin ich aber natürlich auch noch flexibel. Selbst ich muss sagen, dass ich noch keinen Weg habe, der bis zu meiner Rente durchdekliniert ist. Ich bin sehr offen und halte Ausschau, wo es mich in Zukunft hinziehen wird. Vielleicht werde ich auch noch einen Master machen oder eine ganz andere Arbeitsstelle finden. Dadurch, dass ich eben so neugierig und begeisterungsfähig bin, werde ich noch sehen, was auf meinem Weg so ansteht.
BDSU: Was ist dein berufliches Motiv und welche Stellung hat dein Engagement bei PAUL Consultants als Ressortleiterin Externes dabei?
Ich habe sehr viel durch mein Engagement in der studentischen Unternehmensberatung mitgenommen und gelernt. Sowohl zwischenmenschlich, methodisch als auch durch die einzelnen Kontakte, die ich als Ressortleiterin Externes im Personal knüpfen konnte. Auch die Zusammenarbeit mit Stabsstellen sowie das Delegieren und Betreuen von Aufgaben waren sehr spannend.
Die Zusammenarbeit in einem Team und die Kommunikation im gesamten Verein prägen einen in jedem Fall beim beruflichen Werdegang. Sowohl die Kontakte, die sich hier und da für Praktika aufwärmen lassen, als auch methodisch, wie ich an Aufgaben herangehe. Ich merke beispielsweise bei Praktika, dass ich Qualitätsstandards aus meiner JE übernehme und an Aufgaben anders herangehe.