„Uncommon amongst uncommon people“ – Fünf Prinzipien, die ich aus meiner Zeit im BDSU mitnahm, wegen derer ich noch nie für jemanden anderes gearbeitet habe – Part ONE

Vorwarnung: Dieser Text ist in meiner recht verschachtelten Denkweise geschrieben, sodass es durchaus sein kann, wenn Du einen Satz mehr als einmal lesen musst.

Dieser Artikel beschreibt die meiner Meinung nach wichtigsten Learnings, die man in seiner Studienzeit, insbesondere die Zeit im BDSU, mitnehmen sollte.
Ich nenne sie jedoch im Folgenden „Prinzipien“, da sie als universelle Handlungsanweisungen über den BDSU-Kontext hinweg sowohl im Berufsleben als auch im Privatleben für mich gelten. Diese Prinzipien beziehen sich in unterschiedlichen Ausprägungen auf folgende Bereiche:

  • Menschliche Beziehungen
  • Persönliche Weiterentwicklung
  • Berufsleben

Disclaimer: Alles spiegelt ausschließlich meine persönliche Meinung wider und gemäß meinem Prinzip x sehe ich meine Meinung als erster als unvollkommen an. Außerdem werde ich niemanden direkt benennen (weder Personen noch Unternehmen), was ich Dich auch in den Kommentaren bitte einzuhalten.

Prinzip 1: Sei radikal ehrlich zu Dir selbst.
Meiner Meinung nach haben wir ein großes Problem in unserer Gesellschaft: Uns wird nicht beigebracht, welchen Denkfehlern wir von Natur aus zum Opfer fallen. Der wichtigste, den ich hier aus der Psychologie nennen möchte, ist der „Confirmation-Bias“, zu Deutsch „Bestätigungsfehler“. Kurz zusammengefasst besagt er, dass unsere Wahrnehmung stark nach Bestätigungen für unser derzeitiges Verhaltensmuster sucht, sodass wir die Welt nicht sehen, wie sie wirklich ist, sondern was wir erwarten.

Meine ersten zwei Jahre im Startup redete ich mir lange Zeit selbst schön. Ich hatte immer noch an der Ursprungsidee mitgearbeitet, obwohl sich das Geschäftsmodell eindeutig als widerlegt erwiesen hatte. Ich lebte in einer fremden Stadt, erhielt ein niedriges Gehalt, wohnte dementsprechend in einer sehr maroden Wohnung (klein, feucht, ohne Einrichtung), wenig Aussicht auf Besserung und trotz allem änderte ich nichts.

Als ich ein größeres Folgeprojekt bei einem Chemiekonzern gewann, wurde ich aufgrund meines sehr hohen Verdienstes und des Prestiges, welches einherging, genügsam. Wie selbstverständlich ging ich davon aus, dass ich ein weiteres Folgeprojekt akquirieren würde. Aufgrund dieser Überzeugung machte ich den typischen Fehler in der Beratung und übernahm meine Vorstellung des Projektziels als die Vorstellung des Klienten, wodurch ich in die völlig falsche Richtung lief. Die Konsequenz war, dass ich bei der erstbesten Möglichkeit (Änderung der Strategie des Unternehmens) aussortiert wurde, obwohl ich eine sehr gute Beziehung zum VP hatte.

Diese Ereignisse zwangen mich, den Tatsachen in die Augen zu sehen, den Schmerz zuzulassen und mich zu fragen, was ich falsch gemacht hatte, wie ich die offensichtliche Wahrheit ignorieren konnte (hier ein kurzes Video zur Gleichung).

Ein solches Phänomen der Confirmation Bias finde ich in den Trainings des BDSU wieder, die ich seit 2016 halte. Das Phänomen spiegelt sich in der Frage wider, warum ein Klient „uns“ (also eine JE) überhaupt einkauft. Die Argumente, die daraufhin folgen, dürften jedem bekannt vorkommen. Wir seien:
• „günstig“ oder noch schlimmer „billig“
• „Jung und dynamisch“
• „am Puls der Zeit durch Universitätsbezug“
• „setzen Theorie in die Praxis um“
• „eine erfrischende Abwechslung“ gegenüber klassischen Beratungen
• „interdisziplinär aufgestellt“
Und wenn ich dann frage: „Welche eurer Klienten habt ihr gefragt und welcher dieser Klienten hat tatsächlich eines dieser Argumente genannt?“, herrscht erst einmal betretenes Schweigen.
Ich mache mir inzwischen sogar den Spaß und bringe Fotos von den gleichen Argumenten verschiedener JEs mit.

Konkretes Learning: Halte die Augen offen für alternative Denkweisen und Lösungsansätze im JE-Kontext und versuche aber trotzdem nicht alles in deiner Zeit als JEler neu zu erfinden.

Prinzip 2: Durch Proaktivität kommst Du (immer) weiter.
Jeder kennt die Situation in unterschiedlichen Kontexten: Es wird eine Frage von einem Moderierenden oder Präsentierenden in den Raum gestellt – und keiner antwortet.
Ob es eine Unterrichtsstunde, eine Vorlesung in der Uni, eine Mitgliederversammlung des BDSU oder ein Training der TA ist, alle kennen wir die Stille, die vorerst eintritt. Daraufhin folgt für gewöhnlich die Hand voll gleicher Personen, die sich melden und ihre Antworten zum Besten geben.
Oder wenn es um Gruppenarbeiten geht, kennen wir alle den unangenehmen Moment, sobald die Ergebnisse vorgestellt werden sollen und niemand als erstes möchte.

Ich habe durch Feedback-Gespräche die Erfahrung gemacht, dass meine Proaktivität bei meinen Großkonzern-Klienten tatsächlich als ein Wettbewerbsvorteil gesehen wird. Dazu gehört, dass folgende Sätze bei mir so gut wie nicht existieren:
• „Ich weiß nicht, wie das geht.“
• „Ich habe das noch nie gemacht“
• „Das ist nicht in meinem Scope/Bereich“
Denn auch wenn es der Wahrheit entspricht, gehört für mich immer ein Zusatz dazu:
• „Aber ich frage mal xy, der weiß das bestimmt.“
• „Aber ich werde mich damit mal auseinandersetzen.“
• „Aber ich weiß, dass xy sich damit beschäftigt. Ich bringe Euch mal zusammen.“

Noch eine kurze Geschichte basierend auf meiner aktuellen Situation im Kontext der Corona-Krise: Die beiden Projekte, auf denen ich derzeit arbeite, sind zwei der wenigen, die trotz der Budgetkürzungen bei dem Klienten (Luftfahrtbranche mit 15.000 Entlassungen) weiterhin durchgeführt werden, weswegen sich für mich nichts ändert. Dabei sind es zwei komplett unterschiedliche Projekte: das eine ist ein industrielles Cyber-Security-Projekt und das andere der Neubau eines state-of-the-art Logistiklagers. Ich bin bestimmt nicht dort gelandet, weil ich zufällig da war oder aufgrund meiner Fachkompetenz so geeignet bin.

Konkretes Learning: Sag immer „Ja“ zu mehr Arbeit oder mehr Aufgaben und mach eine Gewohnheit daraus immer „der/die Erste“ zu sein. Lass keine (inneren) Ausreden zu! Falls es doch zu viel wird, kannst Du immer noch Aufgaben abgeben.

Die einzig gute Ausrede ist richtig krasser Kater.

 

Ihr habt gemerkt, dass ich erst zwei von meinen fünf in der Überschrift angekündigten Prinzipien mit Euch geteilt habe?

  • Prinzip 3: Wachstum liegt dort, wo der Komfort dich verlässt.
  • Prinzip 4: Sei ungewöhnlich unter den Ungewöhnlichen.
  • Prinzip 5: Gib immer (ein bisschen) mehr, als von Dir erwartet wird.

könnt ihr im nächsten Blogbeitrag am 15.09.2020 lesen.

Der Countdown zu den verbleibenden drei Prinzipien zur nächsten Veröffentlichung des Folge-Artikels läuft!

Stay tuned!  

Zum Autor: Lennart Orlando (28) ist derzeit Teil des BDSU Alumni e.V. Vorstands und arbeitet an der neuen BDSU-Strategie mit. Dazu war er im Geschäftsjahr 2015/2016 1. Vorsitzender der studentischen Beratung in Halle (Saale), Ressortmitglied des Netzwerkressorts, Absolvent der ersten JADE Academy 2015, im Anschluss an die Aktivenzeit außerdem Beirat.

2016 entstand das erste Startup in Kollaboration mit drei Aktiven & Alumni des BDSU. Dieses verließ er 2018, war eine Zeit lang als freiberuflicher Berater in einem DAX-Konzern unterwegs. Daraufhin folgte eine erneute Mitgründung mit Alumni des JC Networks in Hamburg. Dieses Startup verließ er 2020 und ist nun wieder alleine in einem der größten europäischen Luftfahrtkonzernen unterwegs.

 

 

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/lennart-orlando-b45b01125/

Instagram: @lennartorlando

Email: lennart@lennartorlando.de

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